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Innere Räume - äußere Räume

 

Innere Räume – äußere Räume!

 

Es ist fraglich, ob Raum unabhängig von unserer Wahrnehmung oder Vorstellung existiert. Trotzdem ist unsere  Erfahrung  durch "Raum" geprägt.

Doch was ist ein "Raum"?

Raum entsteht durch Begrenzungen! Mit ein Grund, warum wir uns das Universum nicht vorstellen können, denn es ist ein Raum ohne Grenzen. Es ist ein „offener“ Raum. Die theoretische Grundlage "Raum" braucht unser Bewusstsein, damit es Dinge wahrnehmen kann. Der offene, unbegrenzte Raum ist für uns ein Paradox und unvorstellbar.

Immanuel Kant sagte schon, dass zuerst der Raum als Vorstellung da sein muss, damit alle  anderen Dinge darin sein können. Es gelingt, sich einen Raum ohne Dinge vorzustellen, aber Dinge ohne einen umgebenden Raum sind nicht vorstellbar.

Der "Raum"  ist also die Bedingung, damit etwas erscheinen kann.

Ohne die Vorstellung eines Raumes kann kein Ding erscheinen.

Der „Raum“ ist jedoch nur eines der theoretischen Konstrukte unseres Bewusstseins, ohne die es nicht funktioniert. Eine andere ist Zeit oder Geschwindigkeit.

Wenn wir also sagen, der Raum ist groß, klein, unaufgeräumt, dreckig, hell, dunkel oder riecht schlecht, dann meinen wir eine bestimmte Form von Raum: ein Zimmer, eine Wohnung oder ein Haus. Diese bestimmte Form ist die konkrete Manifestation unserer Idee eines konkreten Raumes. 

"Der Raum an sich" bleibt von allen Eigenschaften stets unberührt!

So bleibt auch unser innerer Raum stets unberührt von allen Gedanken, Gefühlen und Emotionen, die in ihm sichtbar werden. Die Gedanken, Gefühle und Emotionen, geben unserem inneren Raum Form und Eigenschaften. Unsere Wahrnehmung und unsere gespeicherte Lebenserfahrung lassen in ihm die Dinge unseres Lebens erscheinen.

 

Der innerer Raum ist im Gegensatz zu den Außenräumen der Welt, unser Zuhause. Der Ort auf den wir unser Sein begrenzen. Damit wird auch klar, warum wir uns oft klein und unscheinbar fühlen: Die Begrenzungen unseres inneren Raumes sind zu eng!

Und weil das so ist, leben wir in einer beengten Realität und versuchen vergeblich, die Räume der  Außenwelt zu erweitern: mehr Geld, mehr Gesundheit, mehr Glück, mehr Erfolg usw.  Das kann nicht gelingen! 

Wenn wir unser “Zuhause” erweitern wollen, dann müssen wir mit unserem inneren Raum anfangen. Nur er definiert die Weite und Enge unserer Welt.

 

 

Dein Zuhause ist ein Ort, der sich durch deinen Körper zieht. Du bist das Innere und der leere Raum darin. Wenn du dein Zuhause als ein Haus ansiehst, dann bist du darin die theoretische Idee, der Plan, der Architekt, Baumeister und Ingenieur, die dem Haus seine weltliche Existenz verliehen haben.

Aber du bist eben das "Innere" und der "leere Raum" in diesem Zuhause. 

Es ist deine Aufgabe dieses Haus zu strukturieren und ihm ein Zentrum zu geben, einen großen Raum  in der Mitte.  Um diese Mitte scharen sich viele Zimmer, die alle bestimmten Zwecken dienen. Und auch, wenn diese Räume unsichtbar sind, existieren sie und sind Bestandteil deines Bewusstseins.

 

Dein Körper mit seinen Organen etc. ist letztlich nichts anderes als der Ausdruck dieser inneren Räume, die ihn zusammenhalten und durch die Zeit bewegen. Körper, Raum und Zeit sind untrennbar miteinander verbunden und bilden die Dreiheit des Außen. 

Verstand und Ego sind die Außenmauern des Hauses und definieren dass, was man den anderen von sich zeigt, aber auch dass, was man von anderen von außen sieht.

 

Für die meisten Menschen ist es doch so, dass es Orte und Menschen gibt, wo sich ihr Körper entspannt und gut anfühlen, und wiederum andere Orte, die mit Spannung verbunden sind. 

Gibt es also nicht auch eine Wechselwirkung zwischen Innen und Außen?

Natürlich gibt es so eine Wechselwirkung: Mein Körper reagiert auf den Kontakt mit anderen Körpern. Er reagiert auf deren Energie, auf deren Aura, auf deren Wirkung in Raum und Zeit. Und wenn ich zu sehr von der Wahrnehmung des Außen beansprucht bin, werde ich ganz von dieser Ebene vereinnahmt. Aber in meinem Inneren spielt das keine Rolle. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass es im Außen kein Problem gibt, wenn ich in meinem Inneren in Harmonie bin.

Und ich weiß auch, dass das Außen in Harmonie kommt, wenn ich selbst ruhig und ausbalanciert bin.

 

Wenn ich meinen inneren Raum nutze, brauche ich auch keinen ruhigen und schönen Ort mehr, um zu meditieren. Im Außen kann das pure Chaos herrschen und es stört meine Meditation nicht. Natürlich gibt es aber auch Momente, wo die Wirkung des "Außen" so stark wird, dass ich den Halt in meinem inneren Raum verliere. Verstand und Ego zerren mich dann nach außen und mir entgleitet meine Mitte. Ich gerate in Situationen, die ich nicht mehr steuern kann. Werde ich mir dessen bewusst, ist es meine Verantwortung, wieder in den inneren Raum zu finden. 

 

Die Methode, die dabei hilft ist ganz einfach:

Ich werde mir meines Körpers bewusst. Ich spüre meinen Atem. Ich spüre den Boden unter meinen  Füßen. Ich gehe durch meinen Körper und besuche jedes seiner Teile und lasse darin alle Spannungen los. Bis ich fühle, wie sich mein innerer Raum wieder bildet und dann erweitere ich seine Grenzen mit meiner Atmung, so weit ich kann. So ist es ganz leicht wieder in meinen Körper zurückzukehren und von dort aus zu beobachten, was außen geschieht. Der Körper ist dein Tempel und dein Tor in das innere des Heiligtums.  

 

Der Weg nach innen ist, wie vieles im Leben, nicht einfach. Zum einen haben wir nicht gelernt, das "Außen" außer Acht zu lassen. Zum anderen haben wir nicht gelernt, wie wertvoll die Entwicklung des inneren Raumes ist. Wenn ich nur noch an die Belange der horizontalen Welt denke und ihre Werte und Regeln befolge, ist es natürlich schwer den Körper als Brücke zum Innen anzuerkennen. Dann kann ich seine Funktion nicht wertschätzen und meine Sicht wird einseitig. Eine einseitige Sicht erzeugt jedoch viele Hindernisse und es wird schwierig, in den inneren Raum zu kommen. Aber auch die andere Einseitigkeit, die Fixierung auf das Vertikale, das Spirituelle, baut enorme Hindernisse auf.

 

Wenn du z.B. glaubst, dass du als spiritueller Mensch Vegetarier sein musst, damit du nach innen gehen kannst, dann stehst du dir selbst im Weg. Du hast eine neue Hürde erschaffen, die es dir erschwert, in deinen spirituellen Raum zu kommen. Und du hast im Laufe deines Lebens viele solcher Hürden erschaffen, die du ruhig als dein spiritualisiertes Tamagotchi anerkennen darfst.

Das ist ein genauso großes Hindernis wie ausschließlich den Verlockungen der Welt zu folgen. Verstand und Ego des Tamagotchi sind raffinierte und hinterlistige Manipulatoren, aber je mehr man sich wirklich mit seinem inneren Raum verbindet, desto weniger Macht haben sie. 

 

Die Regeln des Außen gelten im Innen nicht. Man muss niemandem zeigen, was für ein spiritueller Mensch man ist. Jede Demonstration ist ein Drama des Egos, dass anderen zeigen will, wie weit es es sich schon entwickelt hat. Dieses "zeigen wollen, wie gut man ist", ist der Anfang einer falschen Spiritualität und das größte Hindernis, dass du dir auf deinem Weg aufbauen kannst.  Das Entscheidende ist:

Tust du es für dich - oder - für oder gegen die anderen.

Wenn du es für dich tust, dann ist es dir egal, was die anderen darüber denken. So wie es einer Rose egal ist, ob sie in einem Hinterhof wächst oder in einem prämierten Garten. Sie blüht und duftet ganz für sich.

Wenn man ganz für sich in seinen inneren Raum geht, ihn pflegt und erweitert, dann wird man unweigerlich erleben, dass es keine Grenze zwischen "meinem" Inneren und dem Außen gibt. Auch nicht zwischen dem, was man für sich hält und dem, was in der Zeit existiert. Räume und Zeiten fließen dann ineinander und werden eins. Doch es gibt niemanden, der diesen Zustand erfahren könnte, weil ein "ich" dort nicht mehr existiert. 

 

Je länger dieser Zustand andauert, desto mehr wird man von einer Kraft durchdrungen, die wir Liebe oder "heiliger Geist" nennen. Sie führt uns dann von Erkenntnis zu Erkenntnis und offenbart uns die Wirklichkeit. Obwohl diese Beschreibung auch schon wieder ungenau ist, weil es niemanden gibt, dem etwas offenbart werden könnte. Es vollzieht sich ein Prozess, der eher dem Aufbrechen einer Blüte gleicht, die sich im Aufbrechen selbst verändert.

Was sich verändert sind dabei die inneren Räume, und dieser Vorgang löst ein tiefes Verständnis davon aus, was es bedeutet "bei sich zu sein". 

 

Die Erfahrung der inneren Räume gibt die Gewissheit, dass es diese Räume gibt. Dass es keine Hirngespinste religiöser Traditionen sind oder Volksglauben und Hokuspokus. Die inneren Räume existieren, wie die multidimensionalen Hilberträume der Quantenphysik. Es ist für den, der sie kennt, müßig darüber zu diskutieren.

Jeder der  sie erfahren hat, weiß, dass es diese  Räume in seinem Haus gibt und er wird es lieben darin zu sein. Aber diese Räume sind immer noch Räume im eigenen Haus und nach einer gewissen Zeit, müssen auch sie aufgelöst und losgelassen werden.

Eines Tages wird etwas eintreten, dass diese Räume so groß werden lässt, dass alle Begrenzungen verschwinden, die Mauern aufklappen und das Haus verschwindet, das Bewusstsein von innen und außen verschwindet und eine einzige Kraft der Liebe scheint auf. Vielleicht ist es das, was man heute Erleuchtung nennt, aber alles, was man sich davon vorstellen kann, ist ein einziges Licht in einem sonst leeren, unbegrenzten Raum. 

Es gibt aber nur ein Licht!

 

alles liebe

 

Hans