Wenn die Seele singt, entflieht die Welt
Im Zen kommst du von nirgendwo her und du gehst nirgendwo hin. Du bist einfach jetzt hier. Alles zieht nur an dir vorüber und dein Bewusstsein spiegelt sich in deiner Wahrnehmung. Du bist jedoch nicht damit identifiziert. Wenn dich dein Gesicht im Spiegel anlacht, meinst du dann der Spiegel lacht? Der Spiegel tut nichts anderes als spiegeln.
Dein Bewusstsein ist ein Spiegel, deine Welt ist ein Spiegel
Du kommst nicht, Du gehst nicht.
Die Dinge kommen und gehen.
Du wirst jung, du wirst alt.
Du bist lebendig, du bist tot.
Alle diese Zustände sind nichts weiter als Spiegelbilder im ewigen Teich des Bewusstseins.
Wenn du diese Wahrheit in dir selbst gefunden hast, gibt es für dich in der ganzen Existenz nichts mehr zu finden. Die Wahrheit wirkt durch dich. Wenn du die Augen öffnest, öffnet die Wahrheit ihre Augen. Wenn du deine Augen schließt, schließt die Wahrheit ihre Augen. Alles was du tust und bist, ist Wahrheit. Du sprichst und die Wahrheit spricht, du bist still und die Wahrheit ist still. Das ist einfach.
Es ist eine großartige Erkenntnis. Es reduziert sich alles auf eine einfache Formel: Spiegelungen!
Jetzt brauchst du keine Technik mehr. Hast du es erkannt, kannst du alles fortwerfen.
Dann bist du Wahrheit, lebendig, strahlend, glücklich. Du bist das Lied, dass du dir selbst singst.
Dein ganzes Leben ist dann ein Gebet ohne Worte.
Ein Lichtstrahl aus dem Nirgendwo, voller Anmut und Andacht.
Ein Licht, das in der Welt erscheint und von ihrer Dunkelheit nicht ergriffen wird.
Deine innere Stimme spricht nicht mit Worten sondern mit der wortlosen Sprache des Herzens. Sie ist die Stimme der Liebe und spricht stets die Wahrheit. Sie ist nicht abhängig von der Dualität des Bewusstseins. Sie nimmt Dunkel ud Hell, Gut und Böse gleichermaßen an. Deine innere Stimme spricht mit dir mittels Gefühlen und Stimmungen.
Sie bringt dich an Orte, an denen du erlebst, was sie dir sagen will.
Sie ist tief in dir, erdig und rau. Sie ist aber auch hoch in dir als stetes Licht deines heilen Wesens.
Finde deine Mitte und verweile dort mitten in der Welt und du kannst sie deutlich vernehmen.
Doch wie kannst du mitten in der Welt und gleichzeitig in der Wahrheit bleiben?
Zen Meister Ta-Hui, lebte im 12. Jahrhundert und sagte:
"Stirb und sei ganz tot und dann tu, was immer du willst, und alles ist gut."
Das klingt zunächst erschreckend. Die Wahrheit ist, dass der Schrecken nur aus dem Anhaften stammt, mit dem du an deinem persönlichen Ich klebst. Stirb und sei ganz tot bedeutet: Lass alles sterben, wovon du glaubst, dass es dir gehört: Gedanken, Gefühle, Körper, Wahrnehmungen, Bewusstsein. Lass alles los, selbst die Erinnerungen an das, was dir als deine Vergangenheit erscheint. Wirf es aus deinem Gewahrsein, wie alte Lumpen. Es ist zu nichts anderem nütze als dich an deine wahnhafte Illusion zu binden, die dir eine persönliche Existenz vorgaukelt. Stirb uns sei ganz tot bezieht sich auf deine konditionierte Überzeugung eine individuelle Persönlichkeit zu sein. Doch dein ich ist eine angelernte Überzeugung und das einzig existierende Problem. Es erzeugt das ganze Gewirr des Samsara, der vielfältigen Welt.
Überwindest du dein ich, fängt deine Seele an zu singen. In ihrem Lied zerfallen alle Widersprüche und Polaritäten. Schließlich wird sie eins mit ihrem Gesang und entschwindet. Klares Gewahrsein bleibt. Klarer strahlender blauer Himmel unendlicher Tiefe. Die Wirklichkeit tritt hervor und dein Bewusstsein kehrt in seinen Ursprung zurück. So befreist du dich selbst. Der ursprüngliche Geist ist frei von allem, was du kennst. und wenn du aus dieser Erfahrung wieder hervorkommst, ist es ein Donnerschlag bei blauem Himmel.
alles Liebe
Joan