Mythos und Spiegel
Der gnostische Schöpfungsmythos sieht im Planet Erde ein lebendes, bewusstes Wesen. Lange bevor die Erde entstand, schufen zwei Götter, Christos, der männliche Geist und Sophia, die weibliche Weisheit, ein neues Universum. Sophia war von ihrer eigenen Schöpfung derart fasziniert, dass sie spontan in ihre eigene Schöpfung eintauchte. Ein Gottwesen kann aber in seine eigenen Schöpfungen nicht als Ganzes eintauchen und daher zerbrach Sophia in verschiedene Teile. So entstanden die Geistwesen der Archonten, die die seelenlosen, strikt rationalen Anteile des Gottwesens "Sophia" darstellen. Die Archonten sind streng logisch und hierarchisch organisiert und werden von einem obersten Wesen angeführt, dem "Demiurg". Der Demiurg hält sich selbst für den Schöpfer des Universums, weil er in seiner Verrücktheit um Sophia, die als der Planet Erde auftrat, das ganze Sonnensystem mit allen anderen Planeten erschuf. Sophia wurde durch die Regeln des Demiurg eingefangen und musste nun in der materiellen Welt des Demiurgen, auf ewig die Sonne, "sein Licht", umkreisen. Als sie dies erkannte, verwandelten sich ihre Gefühle, Trauer und Irritation in die lebenden Elemente des Planeten Erde und seiner Biosphäre. Während die Erde seither aus ihrer ursprünglich geistigen Form immer materieller wird, entsteht eine Vielfalt an Lebensformen auf die Sophia aber keinen Einfluss mehr hat.
Sophia befindet sich somit in dieser Welt, die sie selbst ins Dasein geträumt hat und beginnt ein göttliches Experiment auszuleben: Die Entwicklung menschlicher Innovation. (Wer mehr will muss googeln: Katharer, Templer, Gnostiker) Dem Mythos nach erkennt Christos die verzweifelte Lage Sophias und beschließt einzugreifen. Dieser Eingriff wird zu einer bleibenden Veränderung im Biosphärenfeld der Erde führen, aber auch ein gewisses Maß an Ordnung wiederherstellen.
Wie die Geschichte beweist, ist der Weg der Wissenschaft, ein langer Weg des Irrtums, des Vorurteils, der Hirngespinste, Theorien und Hypothesen. Ein Weg der Kreativität aus der durch massenhafte Übereinstimmung, Zustimmung und Glauben eine rationale Welt entsteht. Eingebettet in die Dunkelheit des Unbewussten, des Ungekannten und Unwissbaren, leuchtet das menschliche "Bewusstsein" darin in seinem eigenen Licht. Auf ewig unbeweisbar und sich für immer der rationalen Wissenschaft entziehend. Sich selbst beweisend und dabei an der Wirklichkeit des eigenen Traumes vorbeigehend, ohne es zu merken.
Ein schönes, interessantes und lehrreiches Spiel der tranzendenten "Gottheit", die in der Form des Menschen verborgen, ihn mit seinem eigenen Denken ködert und narrt, damit er aufwacht und sich selbst erkennt. Und die Spur seines Aufwachens ist die materielle Welt, die Technologie und die geistigen Konstruktionen.
Allesamt Traum. Allesamt Maya - aber Geschöpfe des Menschen, die seiner tiefsten Liebe entspringen und die er nicht verhindern kann. Erst im Eingehen in die transzendente Wirklichkeit Gottes, verliert sich die Fixierung des Denkens und die Freiheit erwacht.
Wir haben das Soma getrunken,
wir sind unsterblich geworden,
wir sind ins Licht gegangen,
wir haben die Götter gefunden.
Was können uns jetzt der Hass und die Bosheit
eines Sterblichen noch anhaben,
o Unsterblicher?
(Rigveda ca. 1000 v.Chr)
alles liebe
Hans