Vertrauen
Im Gegensatz zum Glauben ist Vertrauen eine Erfahrung. Vertrauen resultiert nicht aus dem Denken und daher auch nicht aus dem Glauben. Vertrauen ist die Grundlage von jedem Wissen. Vertraue ich den erhaltenen Informationen nicht, so werde ich sie weder glauben noch darüber nachdenken. Fehlendes Vertrauen in eine Informationsquelle führt zu vielen Problemen .....
Vertrauen ist kein einzelnes Gefühl, sondern ergibt sich aus einer Folge von Gefühlen, die sich durch das Erleben von Situationen ergeben. Wir ermitteln die Vertrauenswürdigkeit einer Information aus diesen Situationen und je öfter wir dabei Widerspruchsfreiheit erfahren, desto mehr Vertrauen entwickelt sich. Ganz automatisch. Vertrauen ist deshalb nicht automatisch und sofort da. Vertrauen entsteht. Es entsteht, wenn du voll und ganz authentisch bist. Im Jetzt. Nicht abgelenkt von Überlegungen und Interpretationen dessen, was du gerade wahrnimmst. Inklusive deiner Gedanken. Wenn du also ganz offen für die Welt um dich herum bist, dann lehrt dich diese Welt zu vertrauen. Sie lehrt es ohne Ermahnung, ohne erhobenen Zeigefinger, ohne Drohungen, sondern indem sie dich berührt. Es ist das Zwitschern der Vögel in den Baumkronen über dir, der plötzlich zu einem großen Gesang wird. Oder der Schwan, der vor dir seine weißen Flügel ausbreitet und sich dir zu erkennen gibt. Es ist das Gänseblümchen, dass aus der Mauerritze wächst und sich im Dunkel des Brunnenwassers spiegelt. Augenblicke der Schönheit ergreifen dich und führen dich in die Welt.
Die Welt sagt: Vertraue, denn ich bin die beste Welt aller Welten für dich. Diese wunderbare Intelligenz der Welt lehrt dich auf einer intimen, zellulären Ebene. Sie ist dir näher, als alles, was du dir vorstellen kannst und sie ist immer da, selbst dann, wenn du nicht für sie offen bist.
Vergessen wir jedoch die Botschaft der geschaffenen Welt, finden wir uns in einer Kriegssituation wieder, in der man nichts und niemandem trauen kann. Dieser Überlebenskampf nimmt uns voll in Beschlag. Er impft uns eine Unsicherheit nach der anderen ein. Unser Verstand arbeitet auf Hochtouren und trägt mit seinen Situationsanalysen zum nie endenden Strom komplexer Lebenssituationen bei. Wir suchen dann schnell Hilfe in Büchern und Geschichten anderer. Lesen Lebens-Ratgeber und Erfolgsbücher, rennen von einem Motivations- oder Selbstfindungs-Seminar zum nächsten. Nur um diesem Tohuwabohu zu entgehen, dass wir unser Leben nennen. Dadurch bauen wir uns einen geistigen Elfenbeinturm auf, in dem wir uns trefflich weiter verstecken können. Weiter unsere komplexen Lebensmuster stricken und wo wir uns hinter unseren theoretischen Lebensphilosophien verschanzen können. Wir lernen und lernen, haben für alles eine Erklärung und unterhalten uns über Gott, als wäre es eine/r von uns.
Wir suchen Erklärungen und Begründungen und lassen uns auf jahrelange Therapien ein. Durchqueren die Sümpfe der Traurigkeit, das Meer des Stumpfsinns und rollen die Steine des Sisyphus die steilen Hänge des Himalaja hinauf, damit sie auf der anderen Seite wieder herunterrollen. Immer in der Hoffnung die eine lebendige Antwort zu finden, die uns alle Probleme nimmt.
Johannes vom Kreuz schreibt sinngemäß in seinem Buch "Die dunkle Nacht der Seele":
Lass alle Hoffnung fahren, Mensch, dann wirst du Gott erfahren!
Doch wir tun genau das nicht. Wir klammern uns an jeden Strohhalm des Wissen, an jede noch so kleine Information, nur um nicht einsehen zu müssen, dass wir auf dem Holzweg sind. Das wir einfach kein Vertrauen haben und deshalb nicht in der Lage sind Beziehungen aufzubauen. Wir machen in unserem Überlebenskampf alles für diesen Umstand verantwortlich, nur nicht uns selbst. Es gibt nämlich nur eine einzige Beziehung, die geheilt werden muss: Die zu dieser Welt, die der Ausdruck der schöpferischen Intelligenz ist. Nenne es die Beziehung zu Gott, wenn du willst.
Du brauchst nicht im Sumpf deiner Vergangenheit zu graben, keine Beziehungen zu Eltern, Partnern oder sonst was aufzuarbeiten. Keine esoterischen Übungen zur Reinigung deines
Chackrensystems machen, keine Reinkarnations- oder sonst was für Therapien absolvieren.
Du musst einfach nur die Beziehung zu dieser Existenz zulassen. Das musst du heilen. Jetzt!
Und wie geht das? Indem du zu vertrauen lernst. Indem du dich auf die Verletzlichkeit des Lebens einlässt. Indem du dich für das Andere öffnest, das von dir Verschiedene, das dir Unbekannte und seine Schönheit erkennst. Du bist aus dem gleichen Stoff wie die Pflanzen und Tiere und Steine dieser Welt. Du bist die gleiche Schönheit eines Sommertages, eines Sonnenaufgangs oder eines stillen Hochtals im Nebel. Doch du hast kein Vertrauen. Weder in dich noch in die Schöpfung, so wie sie ist.
Deshalb rennst du den Götzen nach: Erfolg, Geld, Anerkennung, Zuwendung, Liebe. Je mehr desto besser, weil du dich ohne Vertrauen in die Welt so unsäglich leer fühlst. Doch du wirst solange scheitern, bis du bereit bist, diese Welt so anzunehmen, wie sie ist. Bis du bereit bist, ihr und den Kräften zu vertrauen, die sie erschufen. Das wird dir oft Herzklopfen und Atemnot abverlangen, aber nur so kannst du dich auf die Welt einlassen, die sich dir ganz und gar hingeben will. Richtig gelesen:
Die Welt will sich dir hingeben. Die Welt will Dein sein, aber du rennst vor ihr davon.
Du fühlst dich klein und nicht wert, Anspruch auf dieses Juwel zu erheben. Einen Anspruch, den du nur durch Resonanz erheben kannst und wenn die Welt der Ausdruck von Liebe und Hingabe ihres Schöpfers ist, wer bist dann du, der dem widersprechen könnte?
Gehe in Resonanz mit der Welt. Werde eins mit ihr. Lehne sie nicht länger ab, denn sie ist DU!
Vertrauen ist keine Ansammlung von Meinungen, Glaubenssätzen oder Üb-Erzeugungen. Vertrauen ist auch nicht die Hoffnung darauf, das schon alles gut ist oder wird oder so sein soll. Es ist auch kein noch so brillantes Wissen um die Zusammenhänge der physikalischen Welt. Vertrauen ist mehr als das. Es ist die Erfahrung des Aufgehoben-seins in dieser Welt, mit all ihren Ecken und Kanten. In diesem Leben, das zu jedem Zeitpunkt plötzlich und ohne Vorwarnung enden oder sich in unendliches Leid verwandeln kann. Vertrauen braucht die Möglichkeit der Enttäuschung, des Vertrauensbruchs, um zu wachsen und ein unerschütterliches Gefühl zu erzeugen, an diesem Ort, zu dieser Zeit, in diesem Zustand genau SO gewollt zu sein. Es ist das unzerstörbare zelluläre Wissen dazu zu gehören und von einer Kraft erhalten zu werden, die jenseits eines bewussten Erkennens liegt.
Lass dich daher auf den Augenblick ein . Lass dich auf ein Leben ohne Zukunft ein und spreche der Vergangenheit ihre Macht ab. Niemand anderes als du selbst gibt der Vergangenheit die Macht, dein Jetzt und das, was daraus wird zu beeinflussen. Es ist wirklich ganz einfach und daher erfordert es deinen ganzen Willen: Schließe deine Augen und atme. Lausche. Und wenn du deine Augen wieder öffnest, ist die Welt von gerade eben für immer gestorben. Sie ist einzig und allein noch ein Informationsmuster in dem Bewusstsein, dass dir zur Verfügung steht. Die Zukunft, das Morgen wird kommen und das tat es schon immer: Es WIRD kommen, aber es ist jetzt nicht da.
Nur das Jetzt ist da.
Dieser zerbrechliche Moment des Gewahrsein, in dem ein ganzes Universum entsteht. Das ist sicher. Und das war schon immer sicher, denn es hat sich niemals etwas am jetzigen Augenblick geändert. Warum also solltest du Angst haben und nicht vertrauen können?
alles liebe
Hans