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EIn gebrochenes Herz heilen

Wie heilt man ein gebrochenes Herz?

 

Nach einer Trennung sind die meisten Menschen am Boden zerstört. Gerade bei langen Partnerschaften reißen Trennungen tiefe emotionale Verletzungen. Doch mit dem richtigen Verhalten kann man die Sinnlosigkeitsgefühle und den Liebeskummer überwinden.  

 

Natürlich sind wir wütend oder traurig, wenn eine Beziehung auseinanderbricht. Immerhin ist der Partner oder die Partnerin für die meisten Menschen die wichtigste Person im Leben, der beste Freund und Ratgeber. Viele haben außer dieser Partnerschaft kaum andere Beziehungen. Zerbricht diese Beziehung so entsteht ein Vakuum, das zusätzlich zu dem Gefühl der Einsamkeit auch noch die Botschaft hinterlässt: Du bist nicht mehr gut genug! Das untergräbt unser Selbstwertgefühl und zwar umso stärker, je plötzlicher die Trennung geschieht oder wenn die Trennung wegen einer dritten Person erfolgte.

Nach einer Trennung vergraben sich die einen mit Sahnetorte auf dem Sofa, gucken Schnulzen und weinen sich die Augen aus. Andere gehen raus und übertünchen ihre Trauer mit neuen, schnellen Bekanntschaften. Und wieder andere stürzen sich in ihre Arbeit, Sport, One-Night Stands oder verlieren sich sofort in eine neue Beziehung. Alles das ist nicht besonders klug. 

 

Meine Erfahrung ist, dass die frisch entstandenen Singles erst einmal stundenlang über ihren ehemaligen Partner reden. Das ist durchaus verständlich, denn die aufgestauten Gedanken wollen ausgedrückt werden und so reden sie typischerweise erst einmal davon, wie toll der Partner war, wie blöd er war oder wie schlimm es ist, dass er weg ist. Doch nach einer Trennung ist es  viel wichtiger, seine eigene Rolle und sein eigenes Verhalten anzuerkennen. Das ist oft schwierig, weil die Aufmerksamkeit auf dem Teil der Beziehung liegt, der die Trennung verursachte. Aber auf sich selbst zu schauen und den eigenen Selbstwert wieder aufzurichten, ist der Weg, um sein Leben wieder in die eigenen Hände zu nehmen. Wenn man sich selbst liebt, dann kann die Beziehung zwar auch wichtig sein, aber ist eben nicht alles.

 

Das Wichtigste ist aufzuhören, die ganze Zeit über den oder die Ex nachzudenken. Durch Konzentration lassen sich solche Gedanken bewusst unterbrechen. Jedes Mal, wenn sie sich wieder einstellen kann man STOPP! sagen. Immer wieder Stopp! Gefolgt von einer bewussten Wahrnehmung der aktuellen Situation. Stopp - ich bin zuhause. Stopp - ich lese gerade mein Lieblingsbuch. Stopp - ich gehe spazieren. Das holt die Bewusstheit in den gegenwärtigen Augenblick zurück und lenkt die Aufmerksamkeit von der Trennung ab. Nach einiger Zeit hat man dann das Bewusstsein entwickelt, selbst zu merken, wie ungünstig es für einen selbst ist, an die Vergangenheit oder den/die Ex zu denken und tut es einfach nicht mehr.

 

Ist diese Hürde gemeistert, muss man wieder lernen, für sich selbst zu sorgen und die Zeit mit sich selbst zu verbringen. Dabei sollte man all das bevorzugen, was bekanntermaßen Glückshormone freisetzt: Meditation, Yoga, Sport und jede Art von Entspannungstechnik. Der Drang zur Überaktivität kann dabei durch einen "Stundenplan" eingedämmt werden, der bewusst Zeiten des Alleinseins vorsieht. In diesen Ruhezeiten, darf man auch auf der Couch die besagten Sahnetörtchen genießen und einen romantischen Film ansehen, bei dem man sich ausweinen kann. Nur sollte man sich an seinen Plan halten und vermeiden unnötige Kilos anzuhäufen oder in Melancholie zu verfallen. Bewusstes Atmen, ein gestellter Timer oder ein versprochenes Treffen mit einem Freund, einer Freundin sind geeignete Vorhaben nach diesen Ruhezeiten. Sehr günstig wirkt sich auch formal ausgeführte Meditation aus, die bereits von vielen Stellen angeboten wird.

 

Gerade heute im durch die Corona Pandemie erschwerten gesellschaftlichen Leben und der herannahenden Vorweihnachtszeit, ist es jedoch doppelt schwer, sich an sein neues Leben zu halten. Wir neigen dazu, die Vergangenheit zu verklären und erinnern uns oft einseitig an die schönen Erlebnisse. Die Nöte der Trennung und die Problemzeiten davor, scheinen plötzlich wie verschwunden zu sein. Dadurch kann eine große Wehmut entstehen, die alles Erreichte in Zweifel zieht. Um dem zu begegnen sollten wir uns in Gespräche mit Freunden einlassen, die uns an die anderen Situationen erinnern können. An die schmerzlichen, traurigen und enttäuschenden Situationen in der Vergangenheit, die unserer eigenen verklärten Sicht entgangen sind. Das wird die Wehmut vertreiben und hilft uns wieder in eine klare Bewusstheit über unsere Geschichte. Es hilft uns nicht wieder schwach zu werden und das Bedauern über einen schmerzlichen Verlust zu begrenzen.  

 

Nach einer Trennung ist es immer gut, diese auch als solche anzunehmen. Natürlich wird der Ex-Partner durch die Trennung nicht plötzlich zu einem fremden Menschen. Immerhin hat man ja vielleicht Jahre oder gar Jahrzehnte miteinander verbracht. Aber gerade deswegen sollte man die Absicht "Freunde zu bleiben" mit Vorsicht genießen. In den ersten Monaten der Trennung ist das nämlich so gut wie unmöglich, da in dieser Zeit noch viele starke Gefühle wirken. Eine ausgeglichene emotionale Harmonie kann sich erst nach einiger Zeit der Akzeptanz einstellen. Deshalb sollte nach einer vollzogenen Trennung immer genügend Zeit, in der Regel ein halbes Jahr oder mehr, verstreichen, bis man sich entscheiden kann, mit dem Ex-Partner wieder in einen engeren Kontakt zu kommen. Im schlimmsten Fall haben sich insgeheim noch Hoffnungen in uns gehalten, die die Trennung nicht akzeptierten oder wir streben aus Angst vor Begegnungen mit anderen Menschen, eine Freundschaft Plus mit dem Ex-Partner an. Dann jedoch verkomplizieren wir die getrennte Beziehung immer weiter und die Verletzungen im Herzen werden nicht heilen.

 

Freundschaft nach einer Trennung ist trotzdem möglich. Allerdings sollten sich die Ex-Partner auch wirklich wie Freunde verhalten und dem jeweils anderen die Zeit geben, um mit der neuen Situation umzugehen. Das bewusste Abstandhalten und das Minimieren der Kommunikation ist eine gute Idee, die es beiden ermöglicht, sich erneut mit sich selbst und den eigenen Zielen und Absichten zu befassen. Wenn man es nach ein paar Monaten geschafft hat, wieder mit sich selbst zurechtzukommen, sich weiterentwickelt hat und weiß, welche Fehler man selbst gemacht hat, kann versucht werden, mit dem Ex-Partner wieder eine Freundschaft einzugehen. Dazu ist es aber wichtig, dass beide Beteiligten ihre Lektion gelernt haben, denn wenn einer der beiden nur leidet oder furchtbar traurig ist, wenn er den anderen sieht, dann sollte man aus Mitgefühl und Fairness den Kontakt dauerhaft abbrechen. 

 

Nur wenige Menschen sind dafür geschaffen ihr Leben allein zu leben. Die meisten von uns bevorzugen ein Leben in einem Netzwerk aus mehr oder weniger engen Beziehungen. Die Fähigkeit Beziehungen zu knüpfen, Freundschaften einzugehen und sich auf Liebschaften einzulassen, gehören genauso zu unserem Repertoire, wie Verabschiedung und Trennung. Weder das Eingehen noch das Trennen einer Beziehung sollten uns Angst machen, wenn die Beziehung uns nicht lebenswert erscheint. 

 

alles liebe

Hans