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Advaita Vedanta - Meditation des Selbst

Advaita Vedanta

Die Meditation des Selbst 

 

 

Die "Meditation des Selbst" oder Alles ist eins 

 

Wenn du tiefer in die Meditation des Selbst eintauchst, wirst du irgendwann auch mit den Lehren des Advaita Vedanta in Berührung kommen. "Advaita Vedanta" bedeutet "Die Einheit am Ende des Wissens". Das Advaita Vedanta führt die Welt auf ein einziges Prinzip zurück. Advaita Yoga wurde von Shankara entwickelt, der 790 bis 820 nach Christus lebte. Er war ein indischer Philosoph, der den Hinduismus auf Basis der Upanishaden-Philosophie erneuerte. Seine bekannteste Schrift ist: "Die Erkenntnis der Wahrheit" oder "Das Kleinod der Unterscheidung".  Shankara postulierte im Advaita die Gleichheit der individuellen "Seele", dem Atman, mit der "Weltseele", dem Brahman. Deshalb wird seine Lehre auch das „Vedanta der Nichtzweiheit“ genannt. 

Jetzt könnte man meinen, dass man durch das Überwinden der eigenen Unwissenheit und Illusionen, die Maya durchschauen und die Wirklichkeit erkennen könnte. Doch nur durch rationale Reflexion an dieses Ziel zu kommen, ist einer der großen Irrtümer der Menschheit. Die "Meditation des Selbst" ist nämlich eine Methode der eigenen Erfahrung. Das Selbst kann  nicht durch einen dualen Verstand erkannt werden. Deshalb muss zuerst der duale Verstand beruhigt und inaktiviert werden. Erst dann kann sich mit Hilfe des Brahman, der Kräfte des Wesens, die Transformation des Bewusstseins in ein  Gewahrsein vollziehen. Erst durch das Gewahrsein des Brahman kann der Mensch seine Irrtümer erkennen und sich dadurch von allen Illusionen befreien. Dadurch kommt er durch sich Selbst zur Erlösung. Diese Erlösung ist ein Erwachen in Brahman hinein, indem sich der Atman, das individuelle Selbst, darin auflöst. Der so erwachende Mensch erkennt, dass er Sat Cit Ananda ist: reiner Geist, reines Sein und reine Glückseligkeit. In diesem Moment erkennt er auch, dass Bewusstsein, der Ausdruck seiner selbst ist.  

 

Im Gegensatz zu Shankaras Lehre ist die letzte Stufe der Erkenntnis jedoch kein Gedanke, sondern eine Erfahrung.

 

Diese Erfahrung lässt uns unsere erlebte Realität als eine vom Bewusstsein geschaffene Illusion begreifen. Aus dieser Erfahrung heraus wird die Welt unwirklich, ein Schatten auf dem Licht des inneren Seins. Das Bewusstsein verblasst und das Gewahrseins erscheint. Im Licht des inneren Seins erkennen wir, dass sich der gesamte Bewusstseinsinhalt, also Gedanken, Emotionen, Beziehungen und das Wissen über Dinge, einem ständigen Wandel befindet. Dieser Wandel vollzieht sich ohne Unterbrechung vor dem Hintergrund eines ewigen Lichts. Wir erleben, dass unsere eigene Realität in einem steten Fluss der Veränderung ist. Wir erkennen, dass unser irdisches Leben eine Projektion des Geistes ist, der dazu das geschaffen hat, was wir "Bewusstsein" nennen. Dieses Bewusstsein füllt sich mit Inhalten,  und setzt sie zu einem Film zusammen, den es in die von ihm erzeugte Raumzeit projiziert. Im Augenblick der inneren Erfahrung hören wir auf, uns mit dieser Projektion zu identifizieren und transformieren vom Mitspielenden zum Zuschauer. 

Wir werden uns unzweifelhaft gewahr, dass wir in einer selbst kreierten „Realität” existierten. In einer von uns selbst erschaffene Illusion, die mit Zweifeln, Leiden, Ängsten und einem Gefühl der Unvollständigkeit verbunden ist. Jede Suche nach Antworten, Wissen, Glück,  Besitz und Macht in der Welt endet mit diesem Erleben, das traditionell "das Eintauchen in Brahman" genannt wird. Indem das eine endet, steigt das "ich bin" auf und mit ihm das "Tat tvam asi". Das Hinweisende und Ermahnende "Das bist Du". Es lässt uns eine Wirklichkeit und eine „Nicht-Wirklichkeit” erleben, die ein und dasselbe sind. Die Fähigkeit diese "Wirklichkeiten" in uns selbst zu vereinen, ist der Schlüssel uns Selbst zu erfahren.

 

Advaita Vedanta – die drei Säulen

 

Die Advaita Vedanta ist eine nicht-dualistische Lehre, die alle Unterscheidungen von Subjekt und Objekt für unwirklich hält. Ein "Ich" und alle Objekte existieren nur in ein und demselben Geist, der als individuelles Bewusstsein die Erscheinungsform des Brahman ist. Wenn ich eine Musik höre, dann existiert sie nur durch das Hören Brahmans, durch das die Bewusstseinsinhalte entstehen, die damit verknüpft sind und dem Individuum eine Wahrnehmung ermöglichen. Das gleiche gilt für Emotionen. Sie existieren nur in mir. Ich fühle sie nur, weil sie bereits in mir sind. Es gibt keine Unterschiede. Schlecht kann nur aufgrund von Gut da sein. So wie wir auch eins mit dem Göttlichen sind – das individuelle Bewusstsein, Atman, ist eins mit dem universellen Geist, Brahman. Für Shankara ist alles eins. Das Kosmische und das Individuelle sind nur aus Sicht des Individuellen, unterschiedliche Aspekte des einen Geistes. Nur Brahman, der kosmische Geist ist wirklich. Damit ist die Welt, wie wir sie wahrnehmen, nur eine Erscheinung im individuellen Bewusstsein. Das individuelle Bewusstsein ist nichts anderes als der kosmische Geist, Brahman selbst.

Um das zu verstehen, müssen wir zunächst die drei fundamentalen Grundlagen verstehen und verinnerlichen, auf die Shankara das Vedanta zurückführt. 

 

1. Brahman, der kosmische Geist.

Brahman ist der allumfassende, formlose, unendliche, unveränderliche Geist, der den Kosmos darstellt, in dem sich die Welt abspielt. Dieser Kosmos ist ein Kontinuum, das weder geteilt werden kann, noch Grenzen hat. Es hat nur eine einzige Eigenschaft: Es existiert. 

Dieser Geist ist du und jedes andere Geschöpf. Er ist das Konzept des Göttlichen aus dem alles erschaffen ist, obwohl es selbst formlos und Unerschaffen ist. Es ist der Urgrund eines jeden Seins. Ein omnipräsentes Prinzip, das alles durchdringt, was ist. Nur durch Brahman kann die physische und geistige Welt entstehen, die wir wahrnehmen.

 

2. Atman und Jiva, die individuelle Seele .

Atman bezeichnet die Seele jeden individuellen Wesens. Damit wird nicht nur jene des Menschen gemeint, sondern der Kern jeden Wesens einschließlich Tieren und Pflanzen. Es ist der innerste, ewige Kern, das Selbst.

Der Atman ist der individualisierte kosmische Geist im Wesen, der unsterblich und keiner Wandlung unterworfen ist. Er kann nicht befreit werden, denn er ist ewig frei. Er ist immer Brahman und auch nicht davon getrennt. Jedoch wird Atman von Jiva umhüllt und ist darum nicht erkennbar. Atman und Jiva zusammen sind die Träger der individuellen Persönlichkeit eines Wesens. Wobei Jiva als ein energetischer, unsichtbarer Leib, die individuellen Erfahrungen des Wesens aufzeichnet und ggf. in einem neuen Leben wieder verkörpert. 

Der Atman und Brahman sind identisch und bilden eine unzertrennbare Einheit. Daraus ergibt sich, dass der Mensch und jedes andere Geschöpf Brahman, der kosmische Geist und daher "göttlich" ist. Diese Göttlichkeit wird jedoch erst entfaltet, wenn das Individuum seine Einheit mit Brahman erkennt. Erlösung oder Erleuchtung bedeutet hier, die ewige Einheit des Individuellen und des Kosmischen zu erkennen.   

Die Eigenschaften von Atman sind völlig formlos. Daher kann Atman nicht beschrieben werden. Alle Beschreibungen beziehen sich auf den Jiva, seine feinstoffliche Umhüllung in der Welt.  

 

Du kannst den Seher des Sehens nicht sehen,

du kannst den Hörer des Hörens nicht hören,

du kannst den Erkenner des Erkennens nicht erkennen.

Dieses Selbst, das in allem ist, ist dein eigenes Selbst.

Alles andere ist Ursache des Leidens.

Aus den Upanishaden

 

3. Maya, das Wirken des individuellen Bewusstseins.

Brahman, der Geist, ist einfach nur da. Er erschafft nichts. Seine Existenz ruft die "Maya" hervor. Die die Maya ist die Schöpferkraft, die unsere bewusst wahrnehmbare Welt kreiert. Maya ist ein anderer Name für Bewusstsein. Im Ursprung ist dieses kosmische Bewusstsein leer. Es füllt sich mit Wahrnehmungen an und setzt sie miteinander in Beziehung. So entsteht ein Geflecht individueller Maya Illusionen: Das individuelle Bewusstsein, durch das wir den ursprünglichen leeren Geist nicht mehr erkennen können. Deshalb bewegen wir uns in einer Welt aus durch Maya erschaffenen Illusion. Diese Welt halten wir für unsere Realität. Das ist aus Sicht des Individuellen richtig. Trotzdem sind wir uns nicht darüber bewusst, dass diese Realität aufgrund unserer eigenen Existenz durch die Schöpferkraft Brahmans entstanden ist und wir die Schleier der Maya für die Wirklichkeit halten.  

 

Das bedeutet nicht, dass Maya etwas Schlechtes ist. Maya erschafft die Strukturen, die wir brauchen, um unser Leben auf Erden zu führen. Sie gibt uns die Grenzen und Rahmen vor, in denen wir die uns überlassene Schöpferkraft einsetzen können. Was uns unglücklich macht ist, dass wir die von Maya erschaffene Welt für real halten und vergessen haben, reiner Geist zu sein. Wir suchen in dieser unwirkliche Maya Welt, nach etwas, um permanent glücklich zu sein. Wir suchen dieses Glück in Objekten, Erfahrungen und Gefühlen. Und bemerken immer wieder, dass all dies nicht von Dauer ist und uns nicht das unzerstörbare Gefühl von Freiheit und Glück bringt, das wir durch unsere kosmische Natur  bereits in uns tragen. Wir müssen nichts suchen. Wir müssen nirgendwo ankommen. Es reicht, den Blick liebevoll nach innen zu richten und uns auf unseren kosmischen Geist zu besinnen. Unsere wahre Wirklichkeit liegt jenseits aller komplexen, schmerzhaften Konstrukte aus über Jahre aufgebauten Gedanken, Gefühlen und Wissens.

Die Antworten, die uns in das Sat Chit Ananda zurückbringen, haben wir vergessen. Doch wir tragen alles in uns, um dem Glitzerspiel der illusionären Maya Welt zu entrinnen.

 

Advaita Vedanta - wer bist du, bevor du anfängst zu denken und zu fühlen?

 

Advaita Vedanta ist nicht rational zu erklären, denn wir können uns selbst nicht ausschließlich intellektuell erfassen. Wir müssen uns sowohl rational als auch als phänomenologische Erfahrung verstehen. Unser rationaler Verstand ist zu beschränkt, um sich die wahre Natur unseres Seins vorstellen zu können. Um die Wahrheit und Logik des Advaita Vedanta zu begreifen, muss dein Geist bereit sein, den Gedanken und Erklärungen frei von Bewertung und Anzweifeln anzunehmen. Dein Verstand muss die Logik begreifen, die sich in dem Raum hinter deinen Gedanken und Emotionen offenbart, wenn du in die Stille gehst. Vedanta, das Ende vom Wissen, bedeutet ja nicht, nichts zu wissen, sondern ist das Wissen um überlieferte logische Fakten, unterstützt durch dein Gewahrsein und deine direkte Erfahrung. Nur so entsteht eine dich tragende innere Überzeugung und die Gewissheit darüber, wer du bist. 

 

Du hast vergessen, wer du bist.

 

Wer bist du, bevor du anfängst, zu denken und zu fühlen? Das einzige, das immer da ist und sich niemals verändert, ist dein Bewusstsein. Vor deiner Geburt bist du reines Bewusstsein.

In seiner Leere entstehen im Laufe deines Lebens all deine Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen. Deine Erziehung, Eltern, die Schule, Universität, das Berufsleben, deine Freunde, Medien und die gesamte Gesellschaft prägen deine Vorstellung von dem Menschen, der du sein sollst. Alle Erfahrungen, die du machst, bewertest du anhand dieser Einflüsse als negativ oder positiv. So formst du deine individuelle Realität und eine vermeintliche Ich-Identität. Ein Ich mit Bedürfnissen, Ängsten, Konditionierungen und Träumen. Alles, was du tust, ist davon bestimmt, etwas zu erreichen oder zu vermeiden, um dich bzw. dein Ego glücklich zu machen. Das erschafft ein Gefühl von „Getrennt-Sein” und eine Identifikation mit dem angelernten „Ich”. Dein Leben wird dadurch zu einem selbst erschaffenen Gefängnis aus Begrenzungen, Leiden und dem Gefühl, nie vollständig zu sein. Die ständige Suche nach Erfüllung in den Äußerlichkeiten der Welt wird erfolglos bleiben und dich mehr und mehr auslaugen. Erst wenn du von den Verführungen der Maya ablässt, wirst du feststellen, dass alles was du suchst, bereits in dir ist. Du wirst erkennen wie unwissend du bist und wie tief du die Verbindung zu deinem wahren Ich, deinem kosmischen Geist, verloren hast.

 

Mehr als intellektuelles Wissen – Advaita Vedanta muss erfahren werden

 

Um die Vedanta Philosophie wirklich zu verinnerlichen reicht es nicht, sie wie einen der vielen Lebensratgeber zu lesen. Ihre Wahrheit zu verstehen erfordert einige entscheidende Schritte. Nicht jeder Mensch ist dazu bereit oder qualifiziert. Und es kann viele Jahre dauern, bis man in die Lage kommt, die tiefen Erkenntnisse zu erleben.

 

Der erste Schritt ist meistens das Lesen oder Hören von Vedanta. Hier entscheidet sich bereits, ob du zu jenen Menschen gehörst, die bereits eine innere Bereitschaft entwickelt haben, diesen Weg zu gehen. Ist das der Fall, wirst du das vedantische Wissen mithilfe eines qualifizierten Lehrers vertiefen und in der Meditation deine Gedanken klären, um das neue Wissen in einem unbeschriebenen Anfängergeist aufzunehmen. So wird die Logik des Vedanta zunächst einfach nur angenommen, ohne sie auf der Basis von altem, angelernten Wissen und dessen Konditionierungen zu hinterfragen. Wenn du dazu bereit bist, wird sich das neue Wissen gut und richtig anfühlen. Es kann aber auch eine Zeit der unbequemen Zweifel entstehen, wenn das alte und das neue Wissen miteinander ringen. Dann musst du dich entscheiden, welchem Weg du folgen willst. 

 

Der zweite Schritt ist das Nachdenken. Bisher bist du immer noch in der Phase, in der du das Wissen hauptsächlich intellektuell verstehst. Damit du dich jedoch dauerhaft von der illusionären Welt deiner bisherigen Realität lösen kannst, musst du das Vedanta Wissen verinnerlichen. Das geht nur über einen aktiven mentalen Prozess, der den Jiva Anteil in dir umprogrammiert. Du musst dein altes Wissen und deine alten Glaubenssätze hinterfragen. Stimmen sie mit deinen neuen Erkenntnissen und der Realität des Advaita Vedanta überein? Vermutlich wirst du in dieser Phase viele innere Kämpfe ausfechten müssen und dich immer wieder für das neue Wissen entscheiden, denn sonst bleibst du auf dem WEge stecken. auch hier gilt, du musst einen Weg gehen wollen, um ihn zu vollenden. Deine alten Sichtweisen sind dafür nicht dienlich und du du wirst sehr viel „Unwissenheit” darin wiederfinden, die du getrost nach und nach loslassen kannst.

 

Denn hinter deinen Programmierungen bist du immer vollständig und frei. Es geht bei Vedanta nicht darum, ein vorhandenes System zu verändern, sondern darum, eine radikal neue Sichtweise der Existenz einzunehmen und sich daran zu halten. Diese neue Haltung im Leben in dein Tun zu transformieren und entsprechende Änderungen an deinem Leben vorzunehmen.

Das Leben nach der Advaita Vedanta verlangt auch nicht, nur noch in der Stille deines leeren Bewusstseins zu verharren oder den Tätigkeiten in der Maya Welt abzuschwören. Im Gegenteil! Dein Wirken in der Welt sollte dem Wohl des Ganzen dienen! Die Freiheit, die du durch Vedanta erlangst, besteht darin, dir des kreativen Raums jenseits der ego-gesteuerten Gedanken und Ängste bewusst zu sein. Zu wissen und zu spüren, dass du reiner, sich niemals verändernder Geist bist, der sich als Bewusstsein manifestiert und sich als Maya-Welt, deine Realität, ausdrückt. So wirst du "Tat tvam Asi" verstehen und in deinem Leben verwirklichen.

 

Der dritte folgende Schritt ist das Nachsinnen und Meditieren. Hierbei hinterfragts du in deinem Alltag immer wieder ob du gerade deine wahre Realität von der Maya-Realität unterscheiden kannst. Wenn es dir nicht gelingt, dann halte ein und zieh dich aus der Maya-Realität zurück. Setze dich zur Meditation und kläre das Thema, indem du noch unbewusst bist. Sowohl in der Meditation als auch in deinem Alltag hinterfragst du so immer wieder alles, was du mithilfe deines Bewusstseins wahrnimmst. Alsbald durchschaust du das Schauspiel, das dir dein Bewusstsein liefert und erkennst es als deine Kreation. Je nachdem, welche Gedanken- oder Emotions-Filter in deinem Bewusstsein gerade aktiv sind, erscheint dir dein Leben als Komödie oder Drama. Aber wie auch immer du es bewertest, du kannst es distanziert betrachten, ohne darin völlig auf- und unterzugehen. So lernst du mittels deines kreativen Raumes, die Leiden und Freuden deiner Realität in Balance zu halten und diese Ausgewogenheit allmählich auf dein Umfeld zu übertragen. Sobald du dann erkennst, dass alles nur ein Spiel des kosmischen Geistes ist, hast du die Freiheit gewonnen, darüber zu entscheiden, ob du ein Teil davon sein möchtest oder nicht.

 

In dieser Phase wirst du lernen, das Leben mit etwas Abstand zu betrachten und anzunehmen. Deine Fähigkeit zu erkennen, was wirklich passiert steigert sich und du wirst deinen Alltag ungetrübt von vorherigen Erfahrungen erleben. Eine erleichternde Freiheit entsteht und hilft dir, die Welt mit einem neutralen Blick wahrzunehmen. Stemme dich nicht gegen die eintretenden Ereignisse, sondern nimm sie als Ausdruck deiner eigenen Kreativität an. Kräftezehrender Widerstand gegen das, was ist, macht dich nur unglücklich. Dieser dritte Schritt kann lange Zeit erfordern, bis sich das Wissen und die Erkenntnisse wirklich in dir verfestigen. Jede Situation mit anderen Lebewesen, jeder Konflikt, jedes emotionale Chaos, jede intellektuelle Nachricht, sind eine Herausforderung für deine Standfestigkeit. Du hörst nicht auf, dich zu prüfen, bis du auf dem Grund des Tat tvam Asi angekommen bist.  Die Arbeit ist aber nicht umsonst, denn jede spirituelle Erkenntnis bleibt unauslöschlich in dir.  

 

Der vierte Schritt ist die Selbstverwirklichung, die viele Namen trägt: Von Erweckung oder Erleuchtung über Samadhi und Satori bis hin zu zu den diversen Kalpa Arten. Dein Erleben der Realität wandelt sich aus dem Gefühl der Trennung, zu einem Gewahrsein von Einheit. Dieses Gewahrsein ist kein mentaler Vorgang mehr, sondern ein eher fühlendes Wissen um die Zustände um dich herum. In diesem letzten Stadium des Advaita Vedanta hast du die Wahrheit verinnerlicht. Du bist zur Wirklichkeit des Brahman durchgedrungen und dein Leben verwandelt sich im Ganzen immer mehr in den Ausdruck einer kosmischen Intelligenz. Diese Phase haben bisher nur wenige große Menschheitslehrer erreicht, aber auch sie finden einst klein an. Warum also solltest du nicht zu ihnen gehören? 

 

 

Advaita Vedanta - Warum es für jeden Freiheit bringt

 

Wenn du etwas wahrnimmst, müssen zwei Dinge vorhanden sein: du, der Beobachter und das Wahrgenommene. Als Beobachter nimmst du mithilfe deiner fünf Sinne wahr, die dir Daten über das Objekt übermitteln, die du zu Informationen in deinem Bewusstsein vernetzt. Ohne die Wahrnehmung über die Sinne gäbe es das Wahrgenommene nicht. Wahrnehmungen scheinen außerhalb von uns zu sein, aber in Wirklichkeit sind sie nur in unseren Köpfen. Sie erscheinen in deinem Bewusstsein. Aber was ist mit dir? Bist du auch da, ohne etwas wahrzunehmen? Ich glaube die Antwort ist ja. Denn Bewusstsein ist immer da. Wenn es etwas wahrnimmt, wie ein Objekt, einen Gedanke oder ein Gefühl, wird es von deinem Bewusstsein analysiert. Die Wahrnehmung wird gespeichert, katalogisiert, untersucht und bewertet. In dieser Reihenfolge. Und wenn es keine Wahrnehmung gibt, ruht das Bewusstsein in der Leere. 

 

Doch was ist mit dir? Wie nah bist du deinem Bewusstsein? Es gibt keine Distanz, also scheint das, was in deinem Bewusstsein erscheint, du zu sein. Wenn du nichts wahrnimmst, scheint auch nichts für dich da zu sein. Dann sind nur Erinnerungen an eine Wahrnehmungen da. Erinnerungen an Formen und Objekte, an Gedanken und Erfahrungen. Sie stammen aus dem Netzwerk der Maya-Welt und gaukeln dir eine kontinuierliche Realität vor. Jede Wahrnehmung behandelt die Maya als Objekt. Jedes Objekt braucht dich und deine Sinne, um zu existieren. Aber du brauchst kein Objekt, um zu existieren, denn du bist Brahman, der kosmische Geist.

 

Du veränderst dich nicht, nur die Objekte vor dem Licht deines Bewusstseins ändern sich. Du bist der unveränderliche, unbegrenzte Hintergrund, auf dem sich das Leben abspielt. Das ist die unveränderliche Wirklichkeit, vor der alles andere im Fluss ist. Das ist der Tanz Shivas mit Shakti oder der ewige Fluss des Tao. Du kannst es nicht anders erkennen, bis du

erkennst, dass alles nur ein Gespinst deines dualen Bewusstseins ist. Es gibt keinen Unterschied zwischen dir, deiner Wahrnehmung oder deren Objekte. 

Wenn du sagst, dann ist ja alles nur ein Traum, dann liegst du falsch und wenn du sagst alles ist wirklich, dann ist es auch falsch. Sobald du diesen Unterschied im täglichen Leben erkennst, wirst du vom Sucher zum Finder. Sobald du das weißt, bist du frei. Dann hast du die Konstante, um die sich alles dreht erkannt.

 

alles liebe

Hans

 

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