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Raum und Bewusstsein

 

Raum und Bewusstsein

 

Die Forschung nach der Quelle des Lebens geht vom Kleinsten zum Größten. Von der Elementarteilchen Ebene bis hin in den stellaren Raum. Die Größenordnungen und Dimensionen ändern sich, aber der "Raum" bleibt im Mittelpunkt. In ihm spielt sich alle Erfahrung und jede Wahrnehmung ab. Hier können wir Zusammenhänge erfassen, mögliche Strukturen erkennen und grundlegende Ordnung schaffen. Für die meisten Menschen gibt es zwei Aspekte des Raumes. Der eine ist der "Welt-Raum". Das, was wir als Außenwelt ansehen, in der sich unser alltägliches Leben abspielt. Den Welt-Raum, den wir mit allen Menschen teilen. Der aus physikalischen Elementen besteht und aus einem Netzwerk von Beziehungen und Situationen. In dem wir arbeiten gehen, Kinder kriegen, in Urlaub fahren und Häuser bauen. Dieser Welt-Raum scheint für alle Menschen weitgehend gleich zu sein. Seine Regeln und Gesetze scheinen für alle zu gelten und sein Verhalten folgt einer uns verständlichen Logik. Wobei dieser Raum von sich aus passiv ist und sich nicht verändert, wenn wir als Menschen nicht aktiv an ihm Veränderungen vornehmen.

 

Der andere Aspekt ist für jeden Menschen der eigene, innere Körperraum. Er ist das Zentrum des eigenen Lebens, des Lebendigen in uns, der Ort der Wahrnehmung und unserer Präsenz. Wenn wir uns meinen, dann verweisen wir auf jenen inneren Ort, an dem wir uns bewusst fühlen. Die Grenzfläche zwischen den beiden Raum-Aspekten machen wir an unserer körperlichen Begrenzung fest. So fragwürdig es auch sein mag: Von der Körpermitte ausgehend, betrachten wir alles als "Außen", was jenseits unserer Haut liegt und als "Innen", was innerhalb unserer Hautumgrenzung liegt. Wobei wir die Zellstruktur unseres Körpers als einen wichtigen Bestandteil unseres Innenraumes ansehen.

Doch der Innenraum besteht aus mehr, als der Anhäufung von Zellen. Im Gegensatz zur Endlichkeit des Welt-Raumes, ist der Innenraum ohne Ende. Er besitzt keine Grenzen und er kennt keine Zeit.

Normalerweise entsteht ein Raum in dem Moment, wo in drei Dimensionen Grenzen gezogen werden. Ab diesem Moment definieren wir mit der Dimension der "Zeit" das weitere Geschehen innerhalb dieser Grenzen. Aber das gelingt uns für unseren eigenen Innenraum nicht, denn er ist mit unserem Denken identisch. Nur unsere Gedanken und Vorstellungen bilden eine virtuelle Begrenzung dieses Denk-Raumes, die aber durch Meditation, Trance oder Drogen aufgehoben werden kann. Wenn wir aber die in uns angelegte Begrenzung aufheben können, dann ist unser Innenraum unbegrenzt und kann daher nicht in Dimensionen definiert werden. 

Nur wir selbst legen mit unseren Ansichten die Grenzen fest, die wir als unser Innen ansehen. Das zuvor Ungeteilte zerfällt so in ein Innen und ein Außen. Wir sehen üblicherweise das Außen als den größeren Raum an, das die Welt beherbergt, in der wir leben. Im Vergleich dazu denken wir uns selbst immer als kleiner. 

 

Aber auf der fundamentalsten Ebene unserer Existenz, gibt es so etwas wie Raum und Zeit nicht. Pure Energie existiert auf der Quantenebene jenseits von Raum und Zeit. Energie ist ein unermessliches Kontinuum sich verändernder Potentiale. Und weil alles im Universum ein Zustand von Energie ist, sind wir es auch. Erst durch unser Denken erzeugen wir Räume aus dem „Nichts“ und versehen sie mit Zeiten. Durch den Akt der Wahrnehmung von Energie in unserem bewussten Gewahrsein, erzeugen wir getrennte Objekte (Formen), die sich vom ursprünglichen unbegrenzten "Nichts" unterscheiden; Dimensionen und Begrenzungen besitzen und somit neuen Räumen entsprechen. Indem wir so Raum und Zeit "erschaffen", setzen wir uns in die Illusion der Getrenntheit. Das "Werkzeug des Denkens", unser bewusstes Denken, unser "Verstand", bemerkt dabei nicht, welch grundlegenden Vorurteile schon bei der Kreation dieser Formen festgelegt werden. Uns wird der Denkfehler, der wir sind, nicht bewusst! 

 

Wen wundert es da, wenn wir uns im äußeren Welt-Raum als klein und unbedeutend empfinden und diese Empfindung in unseren Innenraum übertragen? Es gibt jedoch nur eine virtuelle Abgrenzung, die unser Sein von Raum und Zeit abtrennt und diese Abgrenzung steht unter unserer eigenen Kontrolle. Wir haben sie erschaffen. Nicht, dass wir das absichtlich getan hätten. Nein, es ist die Natur dessen, was wir Bewusstheit nennen, das diese Grenzen erzeugt. Es ist unsere eigene grundlegende Geist-Natur, an der wir als Wesen nichts ändern können, die alles aus dem Nichts erschafft. 

 

Wir haben millionenfach Objekte erschaffen und tragen sie als "Bewusstseinsinhalt" mit uns herum. Wir sind von den Beziehungen abhängig, die in unserem Bewusstsein zwischen diesen Objekten entstehen. Ohne dieses Informationsnetzwerk gäbe es nur das endlose Nichts. Mit ihm definieren wir unsere Außenwelt und unseren Innenraum und glauben dabei an etwas Drittes, mit dem wir das ganze betrachten: Ein denkendes Bewusstsein! Doch das "denkende Bewusstsein", auf das wir so stolz sind, ist nichts anderes als der sich selbst erzeugende Raum. Wir sind auf einer existentiellen Ebene dieser Raum, in dem Energie aus dem Nichts entsteht. Wir sind mit unserem Selbstverständnis in diesen Raum hineingewoben und deshalb reflektiert sowohl die Außen-, wie die Innenwelt unser Befinden und unsere Stimmungen. Ein stabiler innerer Raum lässt uns dabei klar und widerstandsfähig sein, während uns fließende weiche Grenzen unentschlossen und schwach machen. 

 

Obwohl der Raum einen so großen Einfluss auf uns hat, wird er selten wahrgenommen, besprochen oder beschrieben. Dadurch bemerken wir unsere lebensnotwendige innere Raumwahrnehmung gar nicht. Wir beachten unseren Lebensraum nicht und überlassen ihn sich selbst, obwohl wir wissen, dass Dinge, die sich selbst überlassen bleiben, mit der Zeit zerfallen. In der Außenwelt führt das zu Problemen mit der Umwelt, dem Klima und dem sozialen Frieden. In der Innenwelt führt das früher oder später zu Fehlfunktionen und Störungen, die wir dann als physische oder psychische "Krankheiten" ansehen. 

 

Dieser Entwicklung können wir entgegenwirken, indem wir uns unserem "inneren Raum" zuwenden. Wenn wir unsere Achtsamkeit von der hypnotisierenden Außenwelt abziehen und auf unser Innen lenken, dann verändern wir damit bereits unseren Bewusstseinsinhalt und impfen ihn mit der Absicht auf die eigene Fürsorge. Damit wird der Samen für eine neue Harmonie gelegt, die sofort das innere Klima verändert. Diese nach innen gerichtete Achtsamkeit öffnet die Präsenz des Augenblicks und der Mechanismus der neuronalen Informationsvernetzung verändert sich umgehend. Die Beziehungen zwischen den Objekten werden genauer,  feiner und lösen alte Begrenzungen, sodass die Vernetzung durchlässiger wird. Dadurch wird auch die Wahrnehmungsfähigkeit für Energien immer sensibler und bewusster, die bis dahin noch nicht wahrnehmbar waren. 

 

Diese Verfeinerung des Informationsgeflechts erleben wir als "Bewusstseinserweiterung", die es dann erlaubt, die Selbstwahrnehmung des Innenraumes neu zu strukturieren: Von einem Innenraum hin zu vielen Innenräumen, die sich alle um die Stille eines Zentrums scharen. Dies leitet in einen spirituellen Entwicklungsprozess über, der das bisherige Wissen und die bisherigen Strukturen in eine Wahrnehmung der Unbegrenztheit verwandelt. So beginnt für den Menschen ein geistiger Entwicklungsweg, der ihn zunächst mit seinem Körper, dann mit seiner Psyche und später mit seiner Außenwelt erfasst.

 

Indem wir uns unseres kreativen Raumes bewusst werden, erlangen wir wieder die Fähigkeiten zurück, die uns erlauben mit veränderten Blickwinkeln auf Bestehendes zu sehen und es neu zu bewerten. Die Vereinheitlichung des Raumes, der ich bin, mit dem Bewusstsein, das ich habe, bringt den Frieden der Ganzheit zurück und eliminiert die geglaubte Notwendigkeit, immer Neues zu erschaffen. Wir erkennen, dass alles in endlosem Überfluss vorhanden ist, weil wir selbst endlose Kreativität sind. Wir müssen nur Vertrauen und Mut entwickeln, den ersten Schritt zur eigenen Verwandlung zu tun.

 

Durch das Loslassen begrenzender Überzeugungen über unser inneres Leben, befreien wir uns. Das Innere kann nur von Vorurteilen und Trugschlüssen befreit werden, denn es kann durch nichts anderes gestört werden. Wie soll eine Unendlichkeit anders geheilt werden, als dass ihr die Idee eines endlichen Seins genommen wird? Wie soll "Leere" transformiert werden? 

 

Die wahre Heilung unserer Menschlichkeit liegt für mich in der Wieder-Entdeckung der Einheit von Raum, Zeit und Bewusstsein. Mit der Erkenntnis dieser Drei-Einigkeit verlieren sich alle Illusionen über die Natur der Welt und die Suche nach der Antwort auf die Frage "Wer bin ich" endet. Das ist die spirituelle Heilung.

 

alles liebe

Hans