Stille Meditationen
Viele Menschen, mich eingeschlossen, bemühen sich, das Gute auf diesem Planeten zu vermehren. Wir arbeiten an unseren eigenen Schattenseiten, verstehen und integrieren viel. Da es nun aber die Dualität gibt, wird mit jeder Bemühung um Reinigung und Verbesserung im Leben auch automatisch das Negative mehr. Wir erleben eine Zunahme an Gewalt und Elend in der Welt, je mehr wir uns bemühen, unsere Existenz ins Positive zu ändern. Daher nimmt das Elend und die Gewalt in der Welt zu. Sie sind aber nicht das Ergebnis unserer positiven Bemühungen, sondern der Ausgleich einer Energieverschiebung in unserer eigenen Existenz. Diese Zunahme an Not und Schrecklichkeiten in unserer Welt, sind die Beobachtungen unserer eigenen Wahrnehmung, die auf das schauen, was vorher in uns verborgen war. Wir können die Auswirkungen unserer Schattenseiten dann erkennen und neu beurteilen. So kommen wir zu Erkenntnissen, die uns auf dem eingeschlagenen Weg halten. Yin und Yang haben viele Möglichkeiten zu tanzen und eins aus dem anderen entstehen zu lassen. Wir müssen uns also nicht sorgen, die Welt oder unser Leben zu ruinieren, weil wir immer von dem sehen, was wir negativ bewerten. Wenn Menschen sich keine Gewalt mehr antun, sich nicht mehr hassen und hintergehen, dann gibt es immer noch Tag und Nacht, Sommer und Winter, Geburt und Tod. Wir Menschen müssen nicht unfriedlich sein, damit der Tanz weitergeht.
Energie ist Energie und zunächst nicht gefärbt. Die Färbung in gut und schlecht erhält Energie nur durch unsere Wertvorstellungen, unsere Erwartungen und unser Denken. Solange wir in den Extremen von Gut und Böse denken, solange herrscht Krieg in uns. Wir pendeln dabei zwangsläufig von einem Pol zum anderen und wieder zurück. Vor allem solange wir ein Bild vom NUR-Guten in uns tragen und es zu einem Ideal machen, das wir anstreben. Solange wir in uns polarisieren, ist auch ein innerer Kampf da. Alle Kriege werden für das Gute geführt oder zumindest dafür, was jemand für gut und erstrebenswert hält. Wer hat je gesagt, dass er für das Schlechte kämpft?
Wenn wir mutig und bereit sind, den Schrecken, die Angst, die Unsicherheit, das Machtstreben, das Nicht-Wissen und den Kampf nicht irgendwo außerhalb von uns anzusiedeln, sondern in uns, dann erkennen wir, dass unser Bewusstsein nur unserem eigenen Denken folgt. Unseren Ängsten, Befürchtungen und Überzeugungen, aber auch unseren Wünschen und Träumen. Sie spiegeln sich in unserer Wahrnehmung und zeigen dort die gleichen Strukturen, dieselben Kriege, dasselbe Schwanken und die gleichen Befürchtungen. Nur vielfach vergrößert in den politischen, sozialen und religiösen Kreisen. Werden wir uns dessen bewusst, fühlen wir unseren eigenen Schmerz. Dabei entgehen uns sehr oft die Spiegelung unserer Wünsche und Träume, die wir vor lauter Schrecklichkeiten nicht mehr sehen. Eine Konzentration auf das Wahre, Schöne und Gute in der Welt hilft als Erste Hilfe Maßnahme und kann über ein vorübergehendes Tief hinweghelfen. Aber wollen wir uns in der Tiefe ändern, müssen wir uns auf eine tatsächliche Integration bzw. Synthese unserer inneren Kräfte einlassen. Wenn eine solche Synthese geschieht, dann entsteht dabei keine neue Spiegelung, sondern die schöpferischen Kräfte lösen das eine im anderen auf und zurück bleibt nichts. Wenn du still und unbewegt in deiner Mitte bleibst und das Aufdämmern von Erkenntnis und Wissen zulässt, dann wird dich dieses Nichts auch nicht erschrecken. Dann weißt du plötzlich, dass es die Quelle deiner eigenen kreativen Kraft ist: Sie kommt aus dem, was immer ungetrennt ist, jenseits von Licht und Schatten und keine Polaritäten kennt. Da gibt es kein Wanken, keine Extreme, keine Bilder, keine Gedanken. Da ist nur eine einheitliche ungeformte Leere. Sobald diese Erkenntnis in Dir um sich greift, gibt es für dich auch keine Trennung zwischen der Welt und dir selbst mehr. Alles ist urplötzlich in seiner Essenz, der Buddha Natur vereint. Alles ist Gott - die ganze Welt, alle Universen mit allem, was du irgendwie wahrnimmst. So entsteht ein unerschütterlicher Frieden in dir. Es ist wahrer Frieden, der über das, was wir normalerweise mit Frieden bezeichnen, weit hinausgeht. Dieser unerschütterliche Friede schließt alles ein. Er ist bedingungslos, kein Lala Gefasel und kann dich in seiner Unerschütterlichkeit sogar tief erschrecken. Es gibt nur eine Möglichkeit, diesen inneren Frieden zu erreichen: den Krieg in uns zu beenden. Das Werten, Streben und Ablehnen, in uns zu beenden. Wenn du einfach nur bist und in dir ruhst, ist nur noch friedliches Handeln möglich. Frieden kann im Außen erst erscheinen, wenn der Krieg im Innen erloschen ist. Die Gewalt an vielen Orten der Welt ist ein Symptom, der in der Menschheit selbst tobenden Kämpfe. Das kleine Ego in uns sieht sich dem gigantischen Bewusstseins-Spiegel ausgeliefert und seine Tricks helfen ihm nicht mehr. Seine Ängste, sein Machtstreben und sein Wahnsinn vergrößern sich wie in einem Parabolspiegel und werden zur bitteren Wurzel des Leidens. Erst wenn diese Gier, dieser Hass, diese Verblendung endet, kommt das Innen und das Außen zur Ruhe. Der Schmerz und die Zerrissenheit zwischen den Polen enden. Gleichzeitig ist alles in der Mitte, wie es bereits immer dort war und trotz des Schmerzes darauf gewartet hat von uns entdeckt zu werden. Yin und Yang kreisen dann um eine gemeinsame Mitte, die du bist. Die regelmäßige Meditation bringt uns in Kontakt mit dieser Mitte und je öfter wir diesen Kontakt pflegen, desto länger hält ihr Einfluss auf uns an. Frieden, Liebe, Stille, offener Raum, alles ist in ihr immer vollkommen unberührt und neu. Ich sitze und fühle, was zu fühlen ist und ruhe still in mir. Jedes Gebet, jeder Gedanke stört diese Einheit mit Gott, dem Universum und der Quelle allen Seins. Ein Frieden, den ich in meinen Alltag mitnehmen kann, entsteht daraus ganz von selbst. Das ist wahres Gehen auf dem Weg, wahre Bewusstseinsentwicklung und wahres spirituelles Leben.
Alles liebe
Hans
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