Meditation
und
Kontemplation
Worin liegt der Unterschied?
Meditation und Kontemplation scheinen als Begriffe oft synonym verwendet zu werden.
Doch es gibt grundlegende Unterschiede zwischen Meditation und Kontemplation.
Er besteht darin, dass Meditation eine menschlich erzeugte Form eines Zustands ist, während Kontemplation ein von selbst eintretender, geistig inspirierter Zustand ist.
Die Meditation ist grundsätzlich eine Einladung zum kontemplativen Gebet und die typische Haltung all jener, die sich in einer frühen Phase des spirituellen Wachstums befinden.
Sie ist immer die Vorbereitung dafür, dass Kontemplation überhaupt geschehen kann.
Obwohl Meditation Bilder, Begriffe und logisches Denken nutzt – also die weltlichen Mittel zur Verbindung mit dem Geist oder Gott –, umfasst sie alle Form-Zustände, in denen menschliche Anstrengung eine aktive Rolle spielt.
Trotzdem kann die Meditation nur bedingt Erkenntnis vermitteln.
Aber durch das Ergründen dessen, was wir glauben, und durch die Betrachtung der Schöpfung, der Menschwerdung und dessen, was andere vor uns zur Meditation beigetragen haben, öffnet sie uns für innere Andacht, und löst eine tiefe Sehnsucht nach Wahrheit aus.
Die Sehnsucht nach Wahrheit oder „der Erfahrung der Wirklichkeit“ gibt uns Motivation, Orientierung und Kraft für das tägliche Leben.
Durch die Motivation weiterzumachen, verlieren weltliche Dinge ihre Macht über uns.
Nach und nach wenden wir uns von der sinnlich erfahrbaren Welt ab und wenden uns dem inneren Streben zu, das immer schon darauf ausgerichtet war, unseren Eigenwillen mit dem Willen von All-das-was-ist zu vereinen.
Dabei geschieht es ganz von allein, dass die Meditation in Kontemplation übergeht.
In einen Zustand, der jenseits aller Methoden und Kategorien liegt.
Deshalb wird Kontemplation oft missverstanden.
Es ist kein Zustand, den wir selbst initiieren oder durch Methoden bewirken können.
Es ist etwas, das geschieht, und kein noch so großes Zutun unsererseits kann es hervorrufen oder verlängern.
Es entsteht nur aus den inneren Kräften, aus dem heiligen Ganzen, aus der Stille, die in allem ist, und unsere Arbeit besteht lediglich darin, uns für den Empfang dieser Gnade zu öffnen.
Wir treten in der Kontemplation in einen wortlosen und letztendlich gedankenlosen Zustand ein, in dem das Bewusst nicht durch den Verstand erlebt, sondern durch ein wissendes, liebendes Erleben, eine tiefe Verbindung mit der ewigen Quelle eingeht.
Es ist ein Zustand stiller Ruhe, in dem wir aus der Quelle des Lebens schöpfen.
Dieser Zustand kennt unterschiedliche Intensitäten, doch die Art und Weise, wie wir ihn erleben, und die Intensität dieser Erfahrungen sind individuell verschieden.
Unsere äußeren Sinne bleiben frei und ermöglichen es uns, unsere Pflichten und Verantwortlichkeiten zu erfüllen, selbst wenn unser Inneres völlig davon ergriffen ist.
Wenn dieser kontemplative Zustand tiefer wird, wandeln wir uns. Die Kräfte des Inneren bewegen uns hin zu etwas Neuem, mehr oder weniger Unbekanntem.
Dieser Zustand ist allgemein dadurch gekennzeichnet, dass das selbstbezogene Denken und eine übermäßige Selbstliebe hier keinen Platz mehr haben.
Der kontemplative Zustand ist kein privilegierter Zustand, der nur einigen Wenigen vorbehalten ist, sondern er ist eine normale Erfahrung des Lebens, die allen offensteht, die bereit sind, durch die Schulung und Reinigung der Meditation zu gehen.
Es ist die höchste Erfahrung, die unser Bewusst im Rahmen des Erdenlebens machen kann, und sie wird uns geschenkt, wenn wir bereit sind, die nötigen Vorbereitungen auf uns zu nehmen.
Das bedeutet, das Leben achtsam und empfänglich zu verbringen.
Weder der Genuss weltlicher Dinge noch die Anhänglichkeit an Reichtum, stehen der Kontemplation im Wege.
Nur das Streben nach Erkenntnis in vollkommener Liebe zu sich selbst und zur Welt ist die Bedingung.
Daher sollte jeder darauf achten, seine tiefsten Seelengefühle richtig zu lenken. Denn jeder, der diese Welt nutzt, muss erkennen: Die Welt, wie wir sie kennen, wird vergehen.
Wir sind alle dazu aufgerufen, nach Vollkommenheit zu streben, auch wenn dies viele tausend Schritte erfordert, denn erst wenn jeder Mensch seine Vollkommenheit erreicht hat, wird Ganzheit möglich.
alles liebe
Hans
