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Das Nichts am Anfang

Das Nichts am Anfang

 

"Ich denke - also bin ich"  

sagte einst René Descartes und definierte damit den "Ich bin" Gedanken als Grundlage des Seins. Über viele Jahrhunderte blieb dieses Axiom der Philosophie auch weitgehend unangetastet.

Heute müssen wir jedoch aufgrund quantenphysikalischer Erkenntnisse einsehen, dass Descartes hier irrte. Es muss heißen: "Ich bin, also denke ich!"

Wir wissen zwar immer noch nicht genau, was Gedanken sind, aber wie sie auf physischer Ebene entstehen, können wir messtechnisch nachvollziehen. Gedanken sind elektromagnetische Impulse in der neuronalen Vernetzung des Gehirns, die durch elektrochemische Vorgänge ausgelöst werden. Warum wir in dem elektromagnetischen Gewitter unseres eigenen Gehirns logische, folgerichtige oder gar intuitive Gedanken identifizieren können, ist und bleibt ein Geheimnis und der zukünftigen Forschung vorbehalten. Damit wir aber elektromagnetische Aktivität messen können, müssen Elektronen vorhanden sein, deren Bewegungen ein magnetisches Feld erzeugen. Diese Elektronen entstehen in einem Etwas, dass die Physiker "Nullpunktfeld" nennen und das die sogenannte Raumenergie erzeugt. Diese Raumenergie entsteht durch  das spontane Erscheinen und Verschwinden von Elementarteilchen im leeren Raum. Das wird Quantenfluktuation genannt. Damit also überhaupt Gedanken entstehen können, ist diese Quantenfluktuation notwendig, um zuerst die Elektronen zu liefern, die wir als Gehirnaktivität messen können. Alles klar? Daher: "Ich bin, also denke ich"

 

Wir wissen heute weder, woher die Quantenfluktuation kommt, noch was uns ermöglicht in dem Chaos der elektromagnetischen Entladungen in den Netzen des Gehirns auch nur einen vernünftigen Gedanken zu denken. Was also ist das, was dich und mich denken lässt? Was nimmt die elektrischen Signale deines Gehirns wahr und erzeugt daraus sowohl Wahrnehmung - also das "Für Wahr Halten" der Signale, als auch die logischen Verknüpfungen zwischen den elektrischen Ladungen in den neuronalen Netzen, die wir dann für Gedanken halten. 

 

Das Problem löst sich erst auf, wenn man es von einer anderen Ebene betrachtet und eine weitere Existenzebene postuliert, die alles einschließt, was wir wissen und erfahren können. Ansatzweise wurde diese Instanz "der innere Beobachter" genannt. Diese Instanz ist nicht-energetisch-materieller Natur und wir können sie als "unser Bewusstsein" bezeichnen, indem sich alles abspielt. Unser Bewusstsein umfasst damit das ganze bekannte Universum. In ihm ist eine uns chaotisch anmutende, elektromagnetische Wolke, deren Resonanzen im Nullpunktfeld genau das manifestieren lassen, was uns entspricht - inklusive unseres Gehirns mit den Gedanken. Alles klar? Ist doch ganz einfach oder nicht? 

 

Jetzt ist aber unser Bewusstsein keine Form, die schön und ästhetisch anzusehen, alles beinhaltet, was wir sind. Es ist vielmehr ein in alle Dimensionen verdrehter und verzwirbelter Fetzen miteinander vernetzter und  verklumpter Energie. Dieser Fetzen hat keine erkennbare Form und ist umgeben und durchwachsen von Löchern des Unbewussten. Das Unbewusste durchlöchert unser feines Bewusstsein wie einen Schweizer Käse und in diesen Löchern ist für uns einfach nichts. Nichts, Leere, Kälte und Dunkelheit. Dieses uns Unerfahrbare, das uns Unbewusste, ist der Teil des Geistes, der wir sind, von dem wir keine Ahnung haben oder haben wollen. Es existiert jenseits aller Kategorien und Vorstellungen. Es ist das Ewige, das Ungeformte und der Ursprung von Allem. Wir könnten diesen Geist, zusammen mit dem Bewusstsein als unser Wesen bezeichnen, das sich vollkommen von dem, was wir für uns selbst halten, unterscheidet. Dieses Wesen ist nicht Geist und ist nicht Bewusstsein, aber es ist auch Geist und es ist auch Bewusstsein. Es ist ähnlich der von uns postulierten Idee des Nullpunktfeldes, aber nicht identisch mit ihm. Es ist Eines und Vieles gleichzeitig. Unsere Kategorien von Raum und Zeit sind für unser größeres Wesen nicht bindend und alles was wir von ihm wahrnehmen können, ist eine unaussprechlich intensive Energie, die wir "Liebe" nennen. Dieses Wesen erfährt sich selbst durch die Gesamtheit aller elektrischen Blitzgewitter in den Gehirnen der Lebewesen und ist, vorsichtig gesagt, die Ewigkeit, von der wir nur das wahrnehmen, was unser Bewusstsein zulässt. Anders gesagt: Wir sind das Selbstgewahrsein dessen, was wir traditionell ausgedrückt, "Gott" nennen. 

 

Ich wünsche dir, dass du das Folgende nachvollziehen kannst:

Im untersten Zustand von Allem ist "NICHTS". Diese "Leere" ist einfach ohne alles und doch ist sie sich ihrer selbst gewahr. In dieser Leere existiert nur ein Informations-Potential, weder Quanten, noch Energie und schon gar keine Materie. Es ist ein einfaches Gewahrsein von "(Ich) bin". (Das "Ich" steht in Klammern, weil es hier kein "Ich" gibt.) Es ist eine Bewusstheit in Ruhe, in der das Potential zum Denken vorhanden ist, ebenso, wie das Potential zum Nicht-Denken. Diese sich selbst gewahr-seiende Leere tendiert aufgrund von Wahrscheinlichkeiten vom Zustand des Nicht-Denkens in den Zustand des Denkens. Dabei entsteht jedes Mal ein dieser Information entsprechendes Energieobjekt oder es verschwindet. Auf diese Weise kommt die Fluktuation der Energie im Nullpunktfeld zustande. Dieses Nullpunktfeld, in dem Energie chaotisch und spontan - dh. ohne kausal erkennbare Zusammenhänge erscheint- ist die Wiege des uns bekannten und so vertrauten "Bewusstseins" und damit unseres Denkens. Hier entsteht das Universum, wie wir es als Menschen kennen. Hier sind wir zuhause und hier steht die Wiege des "Ich". Es ist die Grenze, die wir mit bewusstem Denken erreichen können, aber nicht überschreiten. Es ist so, als ob uns unser größeres Wesen sagen will: Bis hierher und nicht weiter! Wollen wir das Schwert des Wächters vor dem Paradies überwinden, müssen wir unsere ganze Bewusstheit aufgeben. Nur dann kann uns das Feuerschwert Michaels, nicht mehr zerschneiden und wir dürfen "ohne alles", den Garten Eden des "Selbst" betreten.

Erinnern wir uns an das, was Christus einst sagte:

"Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt!"

Er meinte damit natürlich keinen weltlichen Reichtum, sondern das angehäufte und angesammelte menschliche Wissen und die daraus resultierende Gewissheit, wie etwas zu sein hat usw. Wer nicht einsieht, dass er "nichts weiß", dass er in seinem Hochmut nur seinen eigenen Definitionen und Illusionen gefolgt ist, wird diese Grenze nicht überwinden.  Wir müssen auf dem Weg zu unserer wirklichen Wirklichkeit bereit sein, alles aufzugeben was wir wissen. Wir müssen sogar unsere stolze Bewusstheit aufgeben. Johannes vom Kreuz sagt dazu:

"Glaubst du wirklich, Mensch, du kannst bleiben wie du bist, wenn du dich Gott näherst?"

und im Zen klingt es noch drastischer:

"Wenn du Buddha begegnest auf deinem Weg, dann töte ihn und geh weiter"...

 

Wir können in unsere "Religio" nichts mitnehmen von dieser, unserer bewussten Welt, nicht einmal Wissen. Einzig die Qualität der Erfahrung prägt über Resonanzen, Muster in die Nullpunktebene und bestimmt damit die Wahrscheinlichkeitspotentiale für den nächsten Augenblick - aus dem wir wieder hervortreten und neues Wissen ansammeln, bis wir es wieder freiwillig und freudig dem Leben zurückgeben.

 

Ich habe jetzt viele Worte verwendet. Verwenden müssen, um nur annähernd ein Bild "dessen was ist" zu entwerfen. Halte dich nicht an Worten fest, denn auch wenn du nun glaubst, etwas besser verstanden zu haben, ist das nur Wissen. Die notwendige Erfahrung, die dich tatsächlich weiterbringen würde, kann ich dir auf diesem Wege nicht ermöglichen. Es geht nicht darum, dir den Mond zu zeigen, du musst den Mond erfahren. Nicht DEN Mond, sondern DEINEN Mond, denn da ist sonst nichts, was gezeigt und da ist auch niemand, dem etwas gezeigt werden könnte.

Es war immer schon der Wunsch der Mystiker, die richtigen Worte zu finden, mit denen die unaussprechliche Erfahrung ausgelöst werden kann. Doch immer schon haben diese Worte nur neue Programmierungen in den Zuhörenden ausgelöst. Es entstand ein neues Gedankennetz, das versuchte, ES irgendwie zu begreifen. Indem ich dir, meinem Leser, solche gedanklichen Begrifflichkeiten gebe, schicke ich dich bewusst in die falsche Richtung. Dadurch machst du wahrscheinlich die gleichen "Fehler" wie ich, indem du versuchst dir ein Bild zu konstruieren, das auf den Informationen aufbaut, die du von mir oder jemand anderem erhalten hast. So wie ich, wirst du dann die Erfahrung machen, dass Millionen Worte nicht ausreichten, um auch nur ein Quäntchen Erfahrung zu vermitteln.

 

Es gibt kein richtiges Wort, so wie es kein falsches gibt. Im Mandala des Erfahrens vereinen sich beide. Die Illusion des Denkens, der Kommunikation (die ich jetzt gerade wieder verstärke) löst sich in der Erfahrung als eine Kommunion mit "Allem was ist" auf. Das versteht wahrscheinlich nur, wer die Erfahrung bereits gemacht hat.

Es ist der Schlag vor das Brett, hinter dem sich der Verstand versteckt. Doch fühlen kannst du das nur, wenn jemand vor das Brett schlägt!

 

Du bist derjenige, der alles hervorbringt. Das ganze Hologramm! Und solange du damit beschäftigt bist, deine Interaktion mit den Hologramm Objekten zu analysieren, solange bleibt das Ausgangstor des Holo-Decks verschlossen. Es ist nichts verkehrt daran, dieses Leben zu genießen und seine Vielfältigkeit zu erforschen. Doch erst, wenn wir bereit sind uns vor die leere Wand zu setzen und dort sitzen zu bleiben, bis das Bewusstsein Ruhe gibt, das Gewitter im Kopf und sein gleißende Strahlen den Geist nicht mehr ablenkt, wird sich die Erfahrung des Größeren einstellen. 

Bis dahin werden wir wohl immer wieder versuchen mit den Mitteln des Verstandes und seiner Worte zu beschreiben, was nicht zu beschreiben ist.  Der Weg in die Welt ist genau so eine Rückkopplung, wie der Weg aus der Welt hinaus und es ist eine persönliche Entscheidung welchen Weg du einschlägst.

 

alles liebe 

Hans